Und eigentlich ist das Leben viel zu kurz, um sich für die Arbeit kaputt zu machen. Das haben mir die letzten Monate ganz deutlich gezeigt. Ich bin dabei, mich neu kennen zu lernen, auf meine Vergangenheit kritisch zurückzublicken, mein ganzes Tun und Sein zu durchleuchten, was viel (Selbst-)Arbeit bedeutet, und zum Teil mit sehr viel Trauer verbunden ist. Es ist manchmal Schwerstarbeit, und braucht Geduld, da sich die Dinge in mir drin nicht von heute auf morgen ändern. Deshalb sollte ich mir auch keinen Stress machen wenn es um meine Zukunft geht. Zuerst Vergangenes aufarbeiten um freie Sicht auf die Zukunft zu haben.
In dieser Phase jedoch muss ich aufpassen, meine Arbeit nicht zu sehr auf die leichte Schulter zu nehmen, und zumindest den Schein wahren, dass ich weitermache als wäre nichts geschehen. Denn ansonsten wäre ich in nullkommaplötzlich abgeschrieben (denn meine Vorgesetzten interessiert die Psyche der Mitarbeiter nur sehr gering), und X. würde das schamlos ausnützen, so wie sie es bereits während meiner Erkrankung gemacht hat, als ich am verletzlichsten war. Fassade aufrechterhalten und gleichzeitig an mir arbeiten, keine leichte Aufgabe.
Vor ein paar Tagen habe ich endlich wieder mal mit meiner Mutter telefoniert. Ich hatte mich schon seit geraumer Zeit etwas von meinen Eltern abgekapselt, da ich Zeit für mich brauchte und keine Kraft für ihre Probleme hatte (darüber vielleicht ein ander Mal). Sie hat mich tatsächlich gefragt, wie es mir denn gehe. Diese Frage vermisste ich seit Monaten, sie war zu sehr auf sich und Vater konzentriert, was ich auch nachvollziehen kann. Dennoch, es hat mich gefreut, dass sie endlich wieder etwas Interesse an mir gezeigt hat. Da habe ich ihr erzählt wie es mir in den vergangenen Monaten ergangen ist. Sie meinte, sie sei erleichtert, dass ich mir Hilfe gesucht habe, ich solle bloss nicht lockerlassen, das würde mir gut tun.
Tut es auch. Manchmal. Und manchmal ist es einfach nur ermüdend, traurig, schmerzhaft. Nun, das gehört zum Genesungsprozess wohl dazu. Der Weg ist weit, steil und anstrengend, das Ziel (noch) nicht in Sicht. Zumindest nicht für mich.
Eines muss ich noch anfügen: ich bin froh, bis jetzt zumindest nicht wieder in der Abwärtsspirale der Depression gelandet zu sein. Ich hatte wirklich Angst, dass dies wieder passieren könnte, nachdem ich von mir aus vor etwa einem Jahr das letzte Medikament, den Moodstabilizer, abgesetzt hatte.
In diesem Sinne: Auf die Zukunft!
Alles rausreissen und rausschmeissen.
Die fahren den Kran jeden Morgen aus und jeden Abend wieder ein, das hatte ich so noch nie gesehen.
Der Kran steht unterdessen nicht mehr da, jetzt ist nur noch ein Bagger zugange. Vom ersten Haus ist die eine Dachhälfte bereits weg.
Hier sieht das Haus schon etwas angeknabbert aus, wobei es von der Strassenseite her schon übler ausschaut.
Ich bin gespannt, was genau dahin kommt, obschon ich ja ungefähr weiss, wie gross das neue Haus sein muss, da im Frühjahr alles ausgesteckt war. Vermutlich wieder so neue Häuser mit ganz viel Glas, so dass die Bewohner dann immer die Vorhänge gezogen und die Storen runtergelassen haben, weil man entweder alles sieht oder es durch die Sonne einfach zu heiss wird drinnen. Ich frage mich ja immer, wie die Leute ihre Möbel platzieren, wenn mindestens zwei Fronten nur aus Glas bestehen. Mal ganz abgesehen von den Putzorgien, die soviele Fenster abverlangen...
Nun gut, mein Kunde war nicht das einzige Kotzmoment heute, auch mein Kollege, als ich von meinem Termin mit dem Coach zurückkam, zog ein Gesicht wie 100 Tage Regenwetter.. war wohl nicht unser Tag heute. Da habe ich zwei Flaschen Prosecco organisiert, die wir mit dem ganzen Team in einem Meetingraum (ganz aus Glas und somit hatten wir auch etliche Zuschauer) gekillt haben am Abend. War dann noch ganz lustig und hat uns mit dem Sch****tag wieder etwas versöhnt.
Im Übrigen haben wir dem Deppen schlussendlich noch den Ehrenwertesten gerettet.