Hoi zäme, das isch miini chlini Wält... Ich freue mich über jede Gruess und jede Kommentar ciao ciao!

Mittwoch, 23. Juni 2004
Alles Banane

Is' zwar nicht auf meinem Mist gewachsen (wie bescheiden...), aber trotzdem Wert, mittels copy&paste auch anderen Leser einen Genuss zu bereiten:

→ NZZ Folio 6/04, Cyberspace ←

Alles Banane

EIN COMPUTER FRISST gut und gerne 120 Watt Strom. Genug Energie, um ein helles, heisses Licht damit zu speisen. Oder einen User. Dessen Betrieb erfordert ungefähr 90 kcal pro Computerstunde, den Brennwert einer gelben Banane. Auf dem Papier lässt sich damit locker ein Liter Wasser zum Kochen bringen oder 60 Minuten PC-Power erzeugen. Man muss nur die Obstkraft in Wechselstrom umrechnen, dann brauchen sie und wir ungefähr gleich viel. Beim Blick auf die Waage endet freilich die Gemeinsamkeit: Die Computer werden immer schlanker, während die Statistiken der Ernährungskundler diesseits der Monitoren die Biomasse wachsen sehen.
Computer brauchen den Körper im Ganzen, also halten wir normalerweise still. An und für sich macht die duldende Unbeweglichkeit nach Art der Fakire ja schlank. In den Pausen aber erwacht das Animalische, fühlt die Unterdrückung und revoltiert gegen die Askese am Arbeitsplatz.
So bleibt die EDV eine Region, in der Stattlichkeit ihren Platz hat. Im Gegensatz zu anderen Bezirken der Ökonomie, wo der Body-Mass-Index, der Grundumsatz und die Diätmoden den Kalorienverbrauch regeln, gelten hier Fett und Zucker keineswegs als giftige Materien. Wenn im dynamischen Projektgeschehen einer mit Würstchenkäsepizze, Zweilitervanille-erdbeerglaceboxen und Nussschokoladecaramelriegeln im Serverraum eine Heisshungerorgie ausruft, zählt das zu den erlaubten Räuschen.
Man könnte auch 30 Bananen essen, es wäre aber nicht derselbe Bauch. Gewichtsprobleme haben einen arithmetischen Kern (es kommt mehr rein als raus), der von der Psyche tief vergraben wird. Andernfalls zählte man einfach mit einer ordentlichen Esserwisser-Software die Kalorien herunter und wäre bald schlank.
Wirklich helfen könnte eine innere Uhr, die man aussen trägt. Der Programmierer John Walker hat sie in seinem Standardwerk «The Hacker's Diet» spezifiziert: Mit einem «Eat» auf dem Display ermächtigt sie den User zu wahlloser Kalorienaufnahme. Wenn es genug ist, ruft sie «Stop». Aber solange die Miniaturisierung kein solches Kleinod hervorbringt, gehen Mensch und Computer getrennt durch dick und dünn.

Franz Zauner


Nu, was haltet ihr von dieser Diät?

» Thema: *grins*