Hoi zäme, das isch miini chlini Wält... Ich freue mich über jede Gruess und jede Kommentar ciao ciao!

Donnerstag, 30. Juni 2005
Ich, ein Junkie

Jaja, stimmt schon so... ich bin ein Medikamenten-Junkie, aber ziemlich glücklich damit :-p

Im Ernst, ich war heute wieder mal bei meiner Psychiaterin. Die hat auf die Resultate des vor einer Woche erstellten Lithium-Spiegels geschaut und das Gesicht verzogen. Viel zu tiefe Werte. Tja, das bedeutet: rauf mit der Dosis. Aber sachte, und nicht so hoch wie vor einem Jahr, denn die Nebenwirkungen waren extrem und extrem störend: bei der kleinsten Aufregung begann ich zu stottern, der Muskeltonus war so schwach, dass mir bei der kleinsten Anstrengung gleich die Beine zitterten, und ich mich entsprechend kaum auf denselben halten konnte, meine Hände zitterten dauernd, sodass ich kaum ein Weinglas am Stiel halten konnte und anderes mehr. Das brauche ich wirklich nicht nochmal *g* Deshalb werden wir diesmal auch gaaaanz sachte die Dosis erhöhen. Und das eine Medikament, welches ich im April nach langsamer Dosissenkung endlich absetzen durfte (Jubel, eine Pille aus meinem Cocktail weg!), muss ich jetzt wohl wieder einnehmen, denn ich habe in den letzten paar Wochen die Rückkehr eindeutiger Depressions-Symptome feststellen müssen.

Da wären zum Beispiel meine Aggressivität und Ungeduld, welche so weit gehen, dass ich mich wahnsinnig zusammenreissen muss, um nicht nur meinen PC kurz und klein zu hauen, sondern auch die Meerschweinchen nicht zu schlagen... !! Darob bin ich auch sehr erschrocken, denn eigentlich kann ich niemandem was zu Leide tun und halte meinen Sachen sehr Sorge. Das bin nicht ich! Ein weiteres (für mich) sehr typisches Symptom ist die extreme Weinerlichkeit. Ich baue wegen den nichtigsten Sachen gleich am Wasser. Das kann auch nur eine Umarmung zwischen zwei eigentlich feindlich gesinnten Staatsoberhäuptern in der Tagesschau sein, welche einen Schritt hin zur Versöhnung machen. Gleich kommen mir die Tränen. Sowas von blöd. Das heisst ja nicht, dass ich dank den Medikamenten unsensibel werde. Aber was im Moment mit mir abgeht, ist auch nicht normal. Eben, Anzeichen eines Rückfalles in die Depression. Logisch, dass bei den Blutwerten auch das Lithium als Prophylaxe nicht sehr effizient ist. Mist.

Naja, unterdessen kenne ich mich gut genug, um auf die leisesten Symptome aufmerksam zu werden, und entsprechend darauf reagieren zu können, bevor ich wieder ganz unten im Tal liege und mich nicht mehr aus eigenem Antrieb aufrappeln kann. Hoffentlich.


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» Thema: Depression






Ich fühl mich gerade nicht so toll

weil mein ehemaliger Arbeitgeber angerufen hat. Über ihn habe ich hier nie viele Worte verloren, weil ich mal a priori nicht schlecht über ihn reden wollte, weil die Schweiz klein ist und er, auch ohne Namensnennung relativ leicht zu identifizieren wäre u.s.w. Nur soviel: ich habe ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu ihm. Arbeits-, organisations- und führungstechnisch ein schlechtes, persönlich ein gutes. Er kommt aus einer äusserst konservativen Umgebung, was mit sich bringt, dass er tief in sich drinnen eigentlich nicht versteht, wie man mit fast 33 eine berufliche Laufbahn vor sich sieht, und nicht einfach Mann sucht, Kinder kriegt und dann Hausmütterchen ist. Entsprechend hatte ich auch um die Anerkennung meiner Ausbildung und meiner Arbeit zu kämpfen.

Jetzt hat er mir am Telefon erzählt, was sich bei ihm in der Kanzlei alles geändert hat. So ziemlich alles, was ich ihm immer versucht habe, schmackhaft zu machen, aber immer gegen eine Gummiwand gelaufen bin. Er will mir alles stolz zeigen, was ich "vorgespurt habe", meinte er. Naja. Mir macht allerdings mehr Bauchweh, dass ich zur Zeit arbeitslos bin und die Anwaltsprüfung nicht gepackt hatte. Sozusagen die lebendige Bestätigung seiner sämtlichen Befürchtungen und Vorurteile.

Eigentlich sollte mir das nichts ausmachen, aber in Erinnerung an meine praktisch täglichen Kämpfe während fast vier Jahren gegen das Los einer viersprachigen, EDV-versierten Juristin, die als Babysitter, Konferenzorganisatorin, Webmasterin und Sekretärin missbraucht wurde (im Übrigen zu einem schockierend tiefen Lohn) zieht sich in mir alles zusammen. Und ich weiss noch nicht einmal, wozu er mich braucht.

Ich hasse es auch, dass er mir bestimmt wieder von seinem supertollen Sohn erzählen wird, der ebenfalls Jura studiert, und der in den Augen seines Vaters schon im zweiten Semester als zukünftigen Professor gehandelt wurde. Der Hochbegabte, der trotz seiner Hochbegabung dreimal durch die praktische Fahrprüfung geflogen ist, weil halt Hochbegabte 'solche Dinge (sprich: Nebensächlichkeiten) nicht können müssen'...

Ich weiss, dass er mich eigentlich sehr mag (wenn ich nur nicht all seine Ausreden jeweils zunichte gemacht, immer wieder mit meinen Prognosen Recht gehabt und überhaupt ihm dauernd widersprochen hätte *g*). Seine sexistische Haltung hat er auch nicht mit voller Absicht vertreten, da bin ich überzeugt, da kamen ihm Erziehung und Kultur in die Quere. Nur in Geldsachen war er absichtlich ein Sch***.

Aber trotzdem: warum nur tue ich mir das an? Ich könnte heulen...


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